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Kinderkreuzzug
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Kinderkreuzzug
Die Kirche ruft auch nach dem Kreuzzug gegen Byzanz weiter zur Befreiung der heiligen Stätten in Jerusalem auf. Der Appell richtet sich nicht an Kaiser und König, sondern an das einfache Volk. Die Folgen dieses Aufrufes sind verheerend. Dem Aufruf folgen vor allem Kinder und Jugendliche, die auf eigene Faust in das Heilige Land pilgern wollen. Dieser Kinderkreuzzug gelangt jedoch nicht ans Ziel.

Im Jahre 1212 zogen Tausende von deutschen Jungen und Mädchen aus, um das Grab Christi aus der Hand der 'Ungläubigen' zu befreien. Ihr Anführer hatte ihnen versprochen, sie trockenen Fußes über das Meer zu bringen, doch sollte sich das Wasser nicht, wie einst bei Moses, für sie teilen. Sie zogen zuerst nach Italien und die meisten dieser Kinder kehrten nie zurück. Ein Engel soll einem 16-jährigen Bauernjungen befohlen haben, Jerusalem zu befreien. Blind folgten die Kinder ihrem charismatischen Anführer zwischen Ostern und Pfingsten des Jahres 1212. In mittelalterlichen Quellen heißt es, dass an die 25.000 junge Menschen auf ihrem Weg ans Mittelmeer, über Italien, durch Köln kamen. Wissenschaftler sind sich bis heute nicht im Klaren, ob es sich bei dieser Bewegung um eine wahre Geschichte handelt oder aber um eine kollektive Erfindung ihrer Zeit. Zumindest aber gab es um ca. 1216 jemanden in Köln der diese Geschichte vermutlich als Augenzeuge niederschrieb.

Dieser so genannte Kinderkreuzzug nahm seinen Lauf. Das weiß man aus anderen zeitgenössischen Chroniken, nachdem ein Jugendlicher namens Nikolaus aus einem Dorf in der Nähe von Köln eine Vision hatte. Darin befahl ihm ein Engel die Befreiung des heiligen Grabes auf gewaltlosem Weg. Nikolaus verbreitete seine Vision bald im ganzen Rheinland und zog damit viele Menschen in seinen Bann. Trotz seiner Popularität gab es auch Chronisten unter denen er umstritten war. Diese Chronisten stellten ihn und seine Anhänger auch als Werkzeug des Teufels und als dumm dar.

Trotz allem kam den Kreuzzüglern aber immer wieder Hilfe aus der Bevölkerung zu. Man ließ sie zwar nicht immer in die Städte, brachte ihnen aber Essen und Trinken aufs freie Feld hinaus. Von Köln aus zogen sie weiter nach Süden, wo sie von einem Chronisten in Trier gesehen wurden. Nach seinem Bericht trug Nikolaus ein Gewand mit einem Schild 'wie ein Kreuz in Form eines Tau', was ein Zeichen des Heiligtums und der wundersamen Kraft sei. Mit Tau meinte er den T - förmigen griechischen Buchstaben. Dieses Zeichen war im Jahr 1212 nicht unbekannt. Der radikale Kirchenreformator Franz von Assisi verwandte es als persönliches Symbol und trug es ebenfalls auf seinen Kleidungsstücken.

Man sagte Assisi zu dieser Zeit noch nach, er sei ein Unruhestifter, weil er die Bequemlichkeit und Korruption der Kirche anprangerte und eine Rückkehr in die apostolische Armut forderte. Erst 1210 bekam er vom Papst die Erlaubnis seine Anhängerschaft, die Franziskaner, als Orden innerhalb der Kirche zu formieren. Auch Franz von Assisi hatte 1212 den Wunsch auf einen gewaltlosen Kreuzzug zu gehen, um die Ungläubigen durch reine Überzeugung zum Konvertieren zu bringen. 1219 gelang es Franz von Assisi wirklich nach Ägypten zu kommen, doch seine Predigt über den christlichen Glauben veranlasste den Sultan Al-Kalil nur dazu, ihn prompt nach Europa zurück zu schicken.

Am 25. Juli 1212 berichtet ein Mönch aus Speyer von den Kreuzzüglern. Am 20. August 1212 erreichte die Gruppe deutscher Knaben, kleiner Kinder, Frauen und Mädchen, unter Führung von Nikolaus, Piacenza. Ein dort ansässiger Chronist berichtet, dass sie nach dem Weg zum Mittelmeer fragten. Ebenfalls aus Cremona gab es Berichte über die Begegnung mit der Jugendgruppe.

Der Chronist Ogerius Panis zählte dann am 25. August 1212, 7000 Frauen, Männer, Mädchen und Knaben als diese in Genua einzogen. Auf ihre Kleidung waren Kreuze genäht, sie trugen Ranzen auf dem Rücken, manche hatten Pilgerstäbe oder Trompeten dabei. Viele von ihnen sollen bereits am nächsten Tag den Ort enttäuscht verlassen haben.

Der weitere Verlauf dieser Geschichte ist nicht genau zu deuten. Es gibt unterschiedliche Berichte. Einige sagen, dass Nikolaus mit seiner Anhängerschaft weiter zog nach Brindisi, andere berichten, er sei unterwegs gestorben, wieder andere sagen, er setzte seine Reise nach Jerusalem fort und kämpfte dann im fünften Kreuzzug.

Was wirklich geschah kann nicht eindeutig geklärt werden, doch soll hier noch erwähnt werden, dass einige aufgebrachte Eltern aus Köln den Vater von Nikolaus vor Gericht zerrten, weil sie ihm unterstellten, er hätte das Vorhaben seines Sohnes unterstützt. Die Richter waren der gleichen Meinung und verurteilten ihn zum Tode durch den Strang.

Das Wort Kreuzzug ist hier aber fehl am Platz, denn ein Kreuzzug wurde durch den Papst in Absprache mit König und Kaiser ausgerufen und dies war hier sicher nicht der Fall. Auch trug die Jugendbewegung kaum oder keine Waffen bei sich, denn sie wollten ja das Heilige Land ohne Gewalt zurückerobern.

Es wird vermutet, dass viele der Kinder und Jugendlichen als Sklaven verkauft wurden. Einige kehrten zurück, andere blieben in Italien.

Aus Frankreich gab es ebenfalls einen Bericht, in dem es heißt, dass ein Kinderkreuzzug sich auf den Weg machte. Doch diese 30000 Jugendlichen wurden angeblich damals vom König kurzerhand nach Hause geschickt. Von anderer Stelle heißt es jedoch sie seien zumindest bis Marseille gekommen.

Einer der versklavten kehrte 18 Jahre später nach Europa zurück und schilderte das Schicksal seiner Kameraden. Sie wurden von Hugo dem Eisernen und Wilhelm das Schwein auf sieben Schiffe eingeladen mit dem Versprechen man würde sie sicher nach Jerusalem bringen. Doch wurden sie in Algerien und Alexandrien als Sklaven verkauft. Zwei der Schiffe kenterten vor Sardinien und keiner der Passagiere überlebte. Papst Gregor IX ließ auf der Insel St. Pietro eine Kapelle errichten um den Ertrunkenen zu gedenken. Diese Kapelle gibt es noch heute.


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